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A. H. Murken:
LEHRBUCH DER MEDIZINISCHEN TERMINOLOGIE
Grundlagen der ärztlichen Fachsprache
Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2003. 4. überarbeitete Aufl., 212 S., 13 Abb., € 23,50. ISBN 3-8047-1974-0

Können Sie eine Fremdsprache? Ja, Englisch fließend. Nein, antwortete der Personalchef, ich dachte eigentlich an eine Fremdsprache. Dieser Dialog sagt alles. Englisch ist keine Fremdsprache mehr, sondern Voraussetzung. Die Globalisierung lässt keine andere Wahl. Ist dies falsch? Keinesfalls.

Es gab schon früher dominierende Fremdsprachen: Griechisch, Latein, Französisch (in Osteuropa in der Wissenschaft sogar Deutsch). Das Problem liegt auf einer anderen Ebene: Was wird – bei naturgemäß begrenzter Fassenskraft – dafür eingetauscht, verschwindet langsam, fällt schließlich weg? Und wie hoch ist der Preis dieses (letztlich ungewollten, aber absehbaren und schließlich hingenommenen) Wechsels?

Im Augenblick spüren wir dies an den alten Sprachen Griechisch und Latein, die – zumindest für die Medizin und für einige weitere naturwissenschaftlich orientierte Disziplinen – terminologische Grundlage waren und wohl auch in Zukunft bleiben. Griechisch ist fast schon „draußen„. Latein steht „auf der Kippe„. Für die Studenten der Medizin spielt es offensichtlich keine Rolle mehr. Ist das tragbar?

Wer kein Latein (und Griechisch) kann, muss die Medizin ganz anders „pauken„ als diejenigen, die sie zumindest teilweise aus ihrem Schulwissen „ableiten„ können. Außerdem sollte man die – wenngleich inzwischen verdrängte – Erkenntnis nicht unterschätzen: Die alten Sprachen haben auch einen geistig prägenden Einfluss. Das können sich viele PC-Freaks und E-Mail-User gar nicht mehr vorstellen, deren deutsch ohnehin schon „lautmalerische Formen„ (P. Frey) annimmt. Kurz: Hier zeichnet sich ein Wechsel ab, der einer kulturellen Umwertung gleichkommt – mit allen Konsequenzen.

Kann man da noch gegensteuern? Man kann, man sollte, man muss. Allerdings nicht „oberlehrerhaft mit erhobenem Zeigefinger„, sondern den heutigen, hedonistisch gefärbten Bedürfnissen angepasst. Oder kurz: Es darf Spaß machen.

Solch ein Angebot liegt nun schon in 4. überarbeiteter Auflage vor: Lehrbuch der Medizinischen Terminologie – Grundlagen der ärztlichen Fachsprache von Prof. Dr. med. Dr. phil. A. H. Murken von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen. Was wird geboten? Rückblick über die historische Entwicklung der medizinischen Fachsprache von der Antike bis heute (die Wandlungen im Mittelalter, die Einflüsse der Renaissance, schließlich der französischen und zuletzt englischen Sprache). Dann die Grammatik (Lautlehre, Aussprache, Betonung, zusammengesetzte Begriffe, Deklinationen, die Zahlwörter, die Suffixe (Anhängen von Silben an den Wortstamm, z. B. hepa = Leber wird durch das Anhängen von -itis zur Hepatitis, der Leberentzündung), die Präfixe (Vorsilben: z. B. von der Formation zur Deformation) u.a.m. Informativ die anatomische Nomenklatur (ein gutes Nachschlagewerk, um rasch an Fachbegriffe heranzukommen, die sich auch in Zukunft nicht ausmerzen lassen). Interessant die Anwendung der medizinischen Fachsprache in der Praxis. Daneben pharmazeutische Grundbegriffe (z. B. Rezept-Abkürzungen) und medizinisch-statistische Begriffe. Und für die Liebhaber von Sprichwörtern und Redensarten aus dem Umkreis der Heilkunde die wichtigsten Beispiele in Lateinisch und Deutsch (fortiter in re, suaviter in modo = stark in der Sache, mild in der Form). Den Abschluss bilden Übungen zum Erlernen der medizinischen Terminologie und eine umfassende Auswahl lateinischer (und griechischer) Vokabeln.

Dieses handliche und preiswerte Nachschlagewerk sollte man sich gönnen. Übrigens auch ein praktischer Geschenk-Tipp (VF).

Bei allen Ausführungen handelt es sich um allgemeine Hinweise.
Bei persönlichen Anliegen fragen Sie bitte Ihren Arzt.
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