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C. Jänicke, J. Grünwald, Th. Brendler:
HANDBUCH PHYTOTHERAPIE
Indikationen – Anwendungen – Wirksamkeit – Präparate
Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2003. 591 S., € 49,00. 320 Abb. ISBN 3-8047-1950-3

Pflanzenheilmittel gewinnen an Interesse, hieß es schon einmal in einer Rezension in diesem Sammelband (S. K. Kraft: Phytotherapie, 2000). Daran hat sich nichts geändert. Im Gegenteil: Sie liegen unvermindert im Trend. Das hat Vorteile, wenn der Wissensstand über Möglichkeiten und Grenzen der Phytopharmaka ausreichend ist, die Nachteile beim Gegenteil liegen auf der Hand. Und sie überwiegen noch immer, wenn man den Alltag und damit den „Markt„ aufmerksam beobachtet (Umsätze für Phytopharmaka 2002 = ca. 2,7 Milliarden €).

Nun darf man die Unkenntnis der Allgemeinheit und sogar den beklagten mangelhaften Informationsstand der Ärzteschaft nicht ohne den verwirrenden Hintergrund geißeln: Denn mit über 1.300 zugelassenen Mono- (nur eine Substanz) und mehr als 150 Kombinations-Präparaten (mehrere Wirksubstanzen pflanzlicher Herkunft) sowie mit mehr als 2.400 Pflanzenheilmitteln mit beantragter Zulassung verwirrt mittlerweile ein unüberschaubares Angebot. Und nicht nur das: Die Werbung, vor allem diejenige die auf Laienkreise zielt, darf in vielen Fällen als „grenzwertig„ bezeichnet werden. Und leider gilt Ähnliches auch für eine Reihe populärwissenschaftlicher Artikel und Bücher, die nicht nur fachlich defizitär, sondern auch noch inhaltlich angreifbar sind, insbesondere die „wahren Wundermittel für ewige Jugend und Gesundheit„, was sich zur Zeit zu einer lukrativen „warmen Quelle„ für dubiose Anbieter zu entwickeln droht.

Wie aber sollen Patient, Angehörige, ja sogar Apotheker und Ärzte die Spreu vom Weizen trennen?

Da ist jedes Buch, jeder Artikel und jeder Beitrag im Internet hilfreich, wenn sie 1. wissenschaftlich fundiert und 2. allgemein verständlich sind. Letzteres hat sich im deutschsprachigen Bereich noch nicht befriedigend etabliert (im Gegensatz zum US-amerikanischen und englischen Markt, dort ist es keine Schande als angesehener Forscher und Arzt so vorzutragen und zu schreiben, dass es die Interessierten und vor allem Bedürftigen auch verstehen; das setzt sich bei uns erst langsam als „Bring-Schuld„ durch).

Ein Verlag, der sich in dieser Hinsicht besonders engagiert, ist die Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, die eine ganze Reihe von Büchern zu diesem Thema anbietet (Auswahl siehe Kasten).

Th. Dingermann, D. Loew: Phytopharmakologie und -toxikologie, 2003
M. Wichtl (Hrsg.): Teedrogen und Phytopharmaka, 2002
D. Frohne: Heilpflanzenlexikon, 2002
F. Gaedcke, B. Steinhoff, H. Blasius: Phytopharmaka, 2000
E. Teuscher: Gewürzdrogen, 2002
H. Schilcher: Phytotherapie in der Kinderheilkunde, 1999
Th. Brendler, J. Grünwald, C. Jänicke: Heilpflanzen-CD – Herbal Remedies, 2003

Das jüngste Angebot zu diesem Thema ist nun das Handbuch Phytotherapie. Dazu liegen zwar Konkurrenzprodukte vor, allerdings wohl nicht so ausführlich (und auch nicht immer so ästhetisch anregend, denn auch das darf der interessierte Leser fordern und im Bestätigungsfall würdigen, wie in diesem Werk). Es ist zwar ein ärztlicher Leitfaden (einschließlich Apotheker und Heilpraktiker) über 500 pflanzliche Drogen aus 400 verschiedenen Arzneipflanzen, kann aber auch von interessierten Laien mit entsprechendem Wissensstand genutzt werden. Sein Schwerpunkt sind Informationen aus dem neuesten phytochemischen, medizinischen, pharmakologischen und toxikologischen Erkenntnisstand über Wirkung, Nebenwirkungen, Wechselwirkungen (zwischen verschiedenen Arzneimitteln) sowie konkreten Empfehlungen zur Anwendung (z. B. Dosierungshinweise, die auch auf die jeweiligen Zubereitungsform eingehen).

Da von Nicht-Fachleuten die Rede war, die trotzdem auf ihre Kosten kommen können, soll besonders auf die Abschnitte „Patienteninformation„ und „Bewertung der Wirksamkeit„ hingewiesen werden. Sie sind zwar wiederum für Therapeuten gedacht, allerdings so aufbereitet, dass sie ggf. auch durch einen breiteren Interessentenkreis genutzt werden können. Die Literatur ist hingegen wieder fachspezifisch, die 320 vielfarbigen Abbildungen dann aber erneut ein „Allgemein-Genuss„. Der Preis ist im Übrigen erstaunlich moderat.

Kurz: Ein empfehlenswertes Nachschlagewerk für die wichtigsten Arzneipflanzen (also nicht nur die psychotropen mit Wirkung auf das Zentrale Nervensystem und damit Seelenleben). So etwas sollte man sich gönnen. Es hilft weiter in einer Zeit, in der zwar die „Natur„ wieder zu ihrem Recht zu kommen scheint, allerdings – wie zu erwarten – erneut „markt-strategisch versklavt„. Da beruhigt ein solches Nachschlagwerk in Griffnähe (VF).

Bei allen Ausführungen handelt es sich um allgemeine Hinweise.
Bei persönlichen Anliegen fragen Sie bitte Ihren Arzt.
Beachten Sie deshalb bitte auch unseren Haftungsausschluss (s. Impressum).